Interview mit F. Müller
Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung. Es gibt verschiedene Diabetes-Typen. Doch wie verläuft die Krankheit und was heißt das für die Betroffenen?
Wir haben uns mit einer Diabetes Typ 1 Patientin über ihr Leben mit der Krankheit und dem Verlauf der Diabetes-Erkrankung unterhalten.
Wann wurde die Erkrankung bei dir entdeckt?
Diabetes wurde bei mir mit 7 Jahren festgestellt. In meiner Familie gab es bis zu diesem Zeitpunkt keinen Patienten mit Diabetes Typ 1. Der Verlauf der Erkrankung ging bei mir sehr schnell. Innerhalb von wenigen Wochen hat meine Bauchspeicheldrüse die Insulinproduktion komplett eingestellt. Durch einen erhöhten Trinkbedarf ist meinen Eltern aufgefallen, dass etwas nicht stimmt. Der Glucose-Wert im Urin wurde durch den Hausarzt getestet. Der Test verlief gleich positiv und so wurde ich bereits am nächsten Tag zur Überprüfung und Einstellung in das Krankenhaus gebracht. Mein erster Aufenthalt im Krankenhaus, in Zusammenhang mit der Erkrankung, dauerte eine Woche.
Wie war es für dich und deine Familie mit der Diabetes-Erkrankung umzugehen?
Mit 7 Jahren hatte ich natürlich vorher kein Diabetes-Wissen. Meine ersten Informationen zu Diabetes Typ 1 bekam ich in meiner Diabetes-Einstellungswoche im Krankenhaus. In den ersten Wochen und Monaten habe ich tatsächlich geglaubt, dass diese Erkrankung nur vorübergehend ist. Da ich erst 7 Jahre alt war, mußten meine Eltern in den ersten Jahren die Berechnung und das Spritzen übernehmen. Unterstützung bekamen sowohl meine Eltern als auch ich dabei vom Hausarzt und vom Kinderarzt in der Diabetes-Klinik (hier sind wir zu Beginn ca. alle 8 bis 10 Wochen zur Verlaufskontrolle und Anpassungsgesprächen gewesen). Zusätzlich werden auch Kurse für Eltern mit Diabetes-Kindern angeboten.
Mein Umfeld, sprich Mitschüler und Freunde, sind immer gut mit der Krankheit umgegangen. Es gab keine Berührungsängste. Ich habe immer Sport getrieben und hier auch keine großartigen Nachteile verspürt. Bedenken muß man aber z.B. das ein Elternteil mit auf Schulausflüge, Klassenfahrten, Kindergeburtstagen etc. dabei sein muß. Jedenfalls so lange, wie das Kind noch nicht selber spritzt bzw. die benötigten Insulinmengen berechnet. Es sind auch nicht alle Schulen und Kindergärten bereit dazu, ein Diabeteskind zu beaufsichtigen oder zu spritzen. Ich denke daher, gerade für meine Eltern war diese Zeit, doch oft etwas schwieriger.
Seit dem ich 10 Jahre alt bin, berechne ich die Insulinmengen selber und spritze mich auch selber. Anfangs natürlich noch mit Hilfe und unter Aufsicht meiner Eltern und kurze Zeit danach dann wirklich komplett eigenständig. Auch hierzu werden Kurse und Schulungen, z.B. um die Insulinmengen zu berechnen, für die Familie und das betroffene Kind angeboten (Leben mit Diabtes).
Du lebst nun seit über 20 Jahren mit der Diabetes-Erkrankung. Wie geht es dir heute damit?
Ich spritze mich rund 5-6 Mal am Tag. Ich möchte aber keinem falsche Illusionen geben, denn ab und zu, tut sogar mir eine Spritze noch einmal weh. Auch wenn die Berechnung und das Spritzen für mich natürlich längst zur Routine geworden sind. Aufgrund der Nährwertangaben auf fast allen Lebensmitteln, wird die Berechnung natürlich auch sehr vereinfacht.
Um Folgekrankheiten zu vermeiden nehme ich regelmäßig die Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt wahr. Hierzu gehört sowohl der Besuch beim Diabetes-Arzt, als auch beim Augen-Arzt. Natürlich lebe ich mein Leben und genieße auch ab und zu mal etwas, was aus Diabetes-Sicht sicherlich nicht so gut ist. Ich denke aber, wenn man sich überwiegend an Ernährungsempfehlungen hält und auch die Vorsorgeuntersuchungen wahr nimmt, um Folgeerkrankungen früh zu bemerken und eben auch zu vermeiden, dann kann man heutzutage gut mit einer Diabetes-Erkrankung leben.
Ich denke, wichtig ist es auch für die Familie und das direkte Umfeld zu wissen, wie der Diabetes-Patient mit einer Unterzuckerung oder einem Zuckerschock reagiert und was dann zu tun ist.
Hast du mal über Alternativen wie z.B. eine Insulin-Pumpe nachgedacht?
Ich gebe zu, früher habe ich tatsächlich verstärkt über den Einsatz einer Insulin-Pumpe nachgedacht. Doch kommt sie für mich nicht in Frage, da ich immer sehr viel Sport gemacht habe und sie mich dann wohl eher behindern würde. Immer mal wieder sind auch Ersatzmedikamente für Diabetiker im Gespräch. Das wäre natürlich schon eine echte Erleichterung. Doch so lange es hier keine endgültigen Forschungsergebnisse, in Deutschland zugelassene Medikamente und Resultate gibt, mache ich mir darüber auch keine Gedanken.
Du bist nicht nur Diabetikerin, sondern auch Mutter. Hat sich etwas an der Diabetes-Erkrankung in der Schwangerschaft verändert?
Die Chance, dass auch dein Nachwuchs an Diabetes erkrankt ist gering, hattest du trotzdem Bedenken?
Während der Schwangerschaft war ich schneller als sonst unterzuckert. Das heißt, auch die Berechnung und das Spritzen des Insulins erfolgt angepasst und mit Diabetes-Medikamenten, die auch Schwangerschaftserprobt sind. Wer unter Diabetes leidet und eine Schwangerschaft plant, der sollte vorher einfach einmal das Gespräch mit dem Diabetes-Arzt suchen, um bereits vor der Schwangerschaft auf passende Medikamente umzusteigen.
Ich hab natürlich schon darüber nachgedacht, wie ich damit umgehe, wenn mein Kind auch an Diabetes erkrankt. Ich bin aber zu dem Schluss gekommen, dass man heute doch schon sehr gut mit Diabetes leben kann. Ich weiß aber auch, wie lange es gedauert hat, gerade als Kind, mich mit „Diabetes“ zu arrangieren, daher wünsche ich mir natürlich, dass mein Nachwuchs von dieser Erkrankung verschont bleibt.
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